Der Studienbericht des “Austrian Report On Musical Diversity” ist erschienen und wurde am 7. November 2012 im Rahmen einer Pressekonferenz an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien präsentiert.
Zusammenfassungen der Studie können gegen einen Unkostenbeitrag von Euro 10.- am Institut für Popularmusik erworben werden.
Zwischen Mozart und Lady GaGa: kein Platz für musikalische Vielfalt in Österreich?
(Pressemitteilung)
Eine Studie der Wiener Musikuniversität beweist: Das klassische Erbe dominiert nach wie vor die Fördertöpfe und die Tourismuswerbung, die internationale Popmusik beherrscht die Rundfunkprogramme und den Musikmarkt. Für die kreative Vielfalt des Landes bleiben nur marginale Restposten.
Die Studie „Austrian Report on Musical Diversity“ von Prof. Dr. Harald Huber und Mag. Dr. Lisa Leitich (Institut für Popularmusik) zeigt Fakten der Entwicklung der Musik in Österreich seit dem Jahr 2000 auf: Rund 80% der Tourismuswerbung und fast 95% der Bundessubventionen beziehen sich auf „Klassik und traditionelles Musiktheater-Repertoire“. In den Radioprogrammen und am Musikmarkt dominiert „internationale Rock- & Popmusik“: im ORF Radio mit über 50% Sendeanteil, bei den Alben in den „Austria Top 75“ Jahrescharts mit rund 80% der Platzierungen.
Demgegenüber müssen sich österreichische Musikerinnen und Musiker aller Sparten (zeitgenössische „E-Musik“, Jazz/improvisierte Musik, Volksmusik und World Music, Dance/HipHop/Elektronik, Rock/Pop, Schlager/volkstümliche Musik) mit 5,5 % der Bundessubventionen, marginaler Präsenz in der Österreich Werbung, unter 25% Sendeanteil im öffentlich-rechtlichen Radio (Kompositionen Interpretationen Produktionen) und 17,5% Marktanteil bei Alben begnügen.
Die Studie untersuchte die Lage der Vielfalt der Musik in neun Dimensionen: Österreich allgemein (Bevölkerungsentwicklung, …), Stilfelder (musikalisch-stilistische Entwicklung), Bildung, Förderung, Veranstaltungen, Markt, Medien, Entwicklungszusammenarbeit, Forschung.
Im „Live“-Sektor gibt es zwar Benachteiligungen österreichischer MusikerInnen bei Großereignissen, andererseits aber insgesamt ein recht einrucksvolles Angebot – im Durchschnitt über 600 Musikveranstaltungen täglich in Österreich. Auch die Bildung zeigt mittlerweile etwas größere Aufgeschlossenheit bezüglich musikalischer Vielfalt, vor allem in den Musikschulen. Daten aus dem Bereich der Publikumsforschung beweisen, dass diese Haltung durchaus auch in der Bevölkerung mehrheitlich anzutreffen ist. Daher ist die marginale Unterstützung und mediale Aufmerksamkeit, die hierzulande Musikschaffenden in den Bereichen Neue Musik, Jazz, Volksmusik, World Music, Dance oder Pop/Rock zuteil wird, nicht länger hinzunehmen. Dies bezieht sich auch auf Chöre, Blaskapellen und KomponistInnen von Filmmusik. Im Stilfeld Schlager/volkstümliche Musik gibt es wenigstens teilweise Markterfolge.
Weit weg ist Österreich von den Milleniumszielen im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit und im Kulturaustausch mit Ländern nicht-westlicher Regionen. Noch immer gibt es international keine humanen Visa-Lösungen für MusikerInnen aus diesen Staaten, noch immer überwiegen die Schikanen.
Dies entspricht insgesamt nicht der 2007 vom Österreichischen Nationalrat ratifizierten „UNESCO Konvention zum Schutz und zur Förderung der Vielfalt kultureller Ausdruckformen“! Eine konzertierte Aktion interministerieller Zusammenarbeit (bm:ukk, bm:wfj, bm:eia, bm:j, …) wäre – wie in anderen Staaten bereits verwirklicht – das Gebot der Stunde!
Univ.-Prof. Dr. Harald Huber
Projektleitung
Leiter des wissenschaftlichen Bereichs des Instituts für Popularmusik der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien
Präsident des Österreichischen Musikrats
Mag. Dr. Lisa Leitich
Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Popularmusik der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien
Kontakt:
Univ.-Prof. Dr. Harald Huber
huber-h@mdw.ac.at
T: 43 1 71155 DW 3814 oder 3810
T: 43 1 71155 DW 3801 oder 3802 (ipop-Sekretariat)
T(M): 43 664 421 3373